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Ein Rundgang durch die
St. Nikolaus Pfarrkirche
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Gewöhnlich nähert man sich der Kirche von Süden
her, von der Marktstraße und von hier bietet sich auch der schönste
Blick, sieht man einmal von der herrlichen Aussicht ab, die man vom
Holsterturm und vom Kapellenberg aus auf die Kirche hat. "Wie eine
Glucke, die ihr Küken um sich geschart hat..." – ist man
versucht zu denken.
Von hier unten aber wirkt das Gebäude, das sich
aus den Linden, die dem "Kirchhof" seine eigenartige Prägung
verleihen, erhebt, aufstrebend groß und einheitlich und lässt vergessen, dass
Jahrhunderte an ihm gebaut haben. |
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Die eindringliche Schönheit des Hauptportals ist nach der Renovierung
in den siebziger Jahren so recht wieder zur Geltung gekommen. Es lädt
die Menschen immer wieder ein, hindurchzuschreiten, in eine andere Welt.
Wenn Sie die Kirche betreten, sollten Sie im Mittelgang einen
Augenblick das stattliche Raumbild auf sich wirken lassen, das wesentlich
mitbestimmt wird durch die bemerkenswerten, in der Baukunst sehr selten
vorkommenden, blütenartigen "Sterngewölbe" im Mittelschiff, die auf
je zwei runden und eckigen Pfeilern ruhen. |
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An einem Strebepfeiler des Chores werden Sie in doppelter
Mannshöhe die Jahreszahl 1497 in römischen Zahlen entdecken können. Zu dieser
Zeit erhielt die Kirche ihre jetzige Gestalt; ältere Teile wie z.B. der Turm
und die Seitenchöre, wurden auf harmonische Weise in den insgesamt spätgotischen
Stil sehr gut integriert. Sodann wird Ihr Blick gleich auch auf das Sakramentshäuschen
fallen, das um 1450 entstanden ist und zu den Kostbarkeiten unserer
Kirche zählt. Es ist eine sehr gute Steinmetzarbeit, die anderen in
viel berühmteren Kirchen, in nichts nachsteht. |
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Der ehemalige Hoch- und jetzige
Retabelaltar,
der Ende des 19. Jahrhunderts entstand, ist neugotisch. Er ersetzte einen
Barockaltar, der die Fenster des Chorraumes verdeckte. Auch die Glasmalereien
stammen aus dieser Zeit.
Das Hauptfenster stellt die Krönung Mariens dar, im unteren
Teil den hl. Laurentius und die hl. Agatha. Rechts und links sind die Bilder der
hl. Anna und des hl. Nikolaus erhalten.
Der heutige Hochaltar ( = Hauptaltar), an dem nun
entsprechend der Liturgie des 2. Vatikanischen Konzils die Eucharistie gefeiert
wird, stammt aus der Renovierung der 70ger Jahre.
Neben dem Retabelaltar steht eine Statue der hl. Agatha. Als
herbe Schönheit thront sie in ihrer Mauernische, die Dornenkrone in der Hand,
die das Zeichen ihres Martyriums um das Jahr 250 in Catania auf Sizilien
symbolisiert. Seit alters her geht an ihrem Festtag, dem 5. Februar, eine
Prozession durch die Stadt, um im Gebet den Herrn um Verschonung vor Feuersbrünsten
zu bitten, die früher immer wieder ausbrachen und verheerende Folgen hatten.
Ende des 19. Jahrhunderts, in den sogenannten Gründerjahren,
in denen es der Bevölkerung unseres Landes wirtschaftlich relativ gut ging,
nahm man eine große Restaurierung unserer Kirche vor. Das Mauerwerk hatte eine
gründliche Ausbesserung dringend nötig, war doch seit der Säkularisation
nichts mehr geschehen. Das schwere Dach, das mit den hier früher überall üblichen
Sollingsandsteinplatten eingedeckt ist, begann die Seitenwände nach außen
wegzudrücken. Die Pfeiler begannen sich schräg zu stellen. Sie wurden bis zur
Renovierung im Jahre 1991 mit einer schweren Eisenzwinge gesichert (Bei der
Renovierung 1991 wurde diese Klammer über das Gewölbe verlegt).
Außerdem erhielt die Kirche eine komplette Neuausstattung,
von der noch einiges vorhanden ist, z. B. die Kreuzigungsgruppe am rechten
Seitenaltar und die Pieta im Nordeingang. |
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Bevor Sie sich nun dem rechten Seitenchor zuwenden, fällt
Ihr Blick auf die Statue des Pfarr- und Stadtpatrons, des hl. Nikolaus,
hoch über dem Ambo. Gütig – wie er in seinem Leben war – schaut er
auf seine Gemeinde herab, die sich hier immer wieder zum Lobe Gottes
versammelt.
Viele Gemeinden, besonders in den Städten, in denen
Handel und Seefahrt eine Rolle spielen, erwählten zur Entstehungszeit
unserer Pfarrkirche St. Nikolaus zum Patron. In der Zeit der Kreuzzüge und durch Kaiserin
Theophau (+ 991) begann seine Verehrung in unserem Land, um dann im
Mittelalter ihren Höhepunkt zu finden.
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Der rechte Seitenchor gehört zu den ältesten Teilen
unserer Kirche, ebenso die Maßwerke der Fenster des Marienchores auf
der linken Seite. Die Maßwerke der Fenster dieses "Seitenchörchens"
stammen noch aus der Frühgotik, also dem 13. Jahrhundert. Mit viel
Phantasie ist jedes Fenster verschieden gestaltet und ein Kunstwerk für
sich.
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Wenn Sie jetzt zum Turm gehen, wird Ihnen an der
Westwand neben der Orgelempore eine lebensgroße Figur aus der Barockzeit, die
hl. Lucia darstellend, auffallen. Diese Heilige, die um das Jahr 200 in Syrakus auf Sizilien das Martyrium erlitt,
war im Mittelalter in unserem Land sehr beliebt und ist es in den nordischen Ländern
bis heute geblieben. Sie wurde gern mit dem Licht, nach dem man sich in der
Winterzeit (ihr Gedenktag ist der 13. Dezember) so sehr sehnt, in Verbindung
gebracht.
Auf dem Weg zum linken Seitenschiff können Sie
noch den Epitaph des Ritters Hieronymus Schulte anschauen, der die
Jahreszahl 1563 trägt und in reinsten Renaissancestil an den frühen Tod seines
Sohnes Burchard erinnert.
Daneben befindet der Beichtraum, der während der letzten
Renovierung aus einem der beiden Beistühle umgearbeitet wurde. |
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Vor dem Nordeingang, der ehemaligen Taufkapelle,
befindet sich der Taufbrunnen, ein ebenfalls außerordentlich schönes
Stück, der zur gleichen Zeit wie das Sakramentshäuschen entstanden
sein dürfte, also zu Anfang des 16. Jahrhunderts, als die Kirche
weitgehend umgestaltet wurde.
Die Beckenaußenseiten tragen 8 Reliefs mit Szenen
aus dem Alten und Neuen Testament, wie z.B. die Arche Noa und die Taufe
Jesu. Hier sind seit mehr als 450 Jahren die Nieheimer "aus der
Taufe" gehoben wurden. Vom Taufbrunnen aus kann man auch das sonst
verdeckte Fensterbild von der Taufe Jesu entdecken.
Der Taufbrunnen ist stets mit Weihwasser gefüllt,
das uns an den Beginn unseres Christseins erinnert, wenn wir uns damit
bekreuzigen. |
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Gehen Sie nun weiter nach vorn, werden Sie sich
schließlich vor dem Marienaltar wiederfinden. Maria mit dem Kinde, beide
schauen recht zuversichtlich in die sich stets wandelnden Zeitläufe.
Leider wurden bei der Renovierung Anfang der 70ger Jahre die
Altarblöcke des Kreuz- und des Marienaltars bei der Verkleinerung verwechselt,
was an der Ornamentik zu sehen ist.
Im Marienchor wird in der Advents- und Weihnachtszeit auch
die Krippe aufgestellt. |
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Sicherlich werden Sie, bevor Sie die Kirche verlassen,
noch einmal Ihre Augen durch dieses alte Gotteshaus wandern lassen.
Nicht erst jetzt wird Ihnen auffallen, dass der Chorraum in einer
erheblichen Abweichung vom rechten Winkel an das Kirchenschiff angebaut
worden ist, obwohl eine Notwendigkeit auf Grund der Platzverhältnisse
nicht vorlag.
Man findet diese Eigenart noch bei einigen anderen Kirchen, die aus der
gleichen Zeit stammen wie die unsrige. Wir wissen, dass das späte
Mittelalter eine ausgeprägte Kreuzestheologie und -frömmigkeit
entwickelt hatte, die auch in einer solchen Bauweise ihren Ausdruck
fand. Der schräg angebaute Altarraum, in dem in der Eucharistiefeier
der Tod und die Auferstehung unseres Herrn verkündet wird, erinnert an
das im Tode geneigte Haupt Christi. |
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Text: Gerold Schulte-Silberkuhl
Überarbeitung: Heribert Ester
Tuschezeichnungen: Theodor Ahrens
© 2001 Pfarramt St. Nikolaus Nieheim
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