Papst Johannes XXIII. Angelo Guiseppe Roncalli 25.11.1881 - 3.6.1963 |
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Papst Johannes XXIII. Die Mondscheinrede Gott sei Ehre, und Friede auf Erden allen Menschen guten Willens Von Heribert Ester Alexander Bayer textet im ersten Song des hörenswerten Musikhörspiels »Johannes XXIII.« des Ensemble Entzücklika: Konrad Adenauer sagte über ihn:Dieser Papst war dumm. Die Katholiken und Protestanten und Kommunisten und Orthodoxen meinten: Er ist ein gütiger Papst. Italienische Pilgerinnen streichen Kopf und Hände eines bronzenen Abbildes des Papstes, das vor seinem Geburtshaus steht. Streicheln Kopf und Hände und Füße dieses Papstes, dann schlagen sie das Kreuz und gehen fröhlich nach Haus. Bei seinem Tod am 3. Juni stürzte die ganze Welt in Trauer. Der Petersplatz war überfüllt mit Betenden und Weinenden. Sie sagten zueinander: Dieser Papst war ein Heiliger. Ja, dieser Papst, dieser Bauernsohn auf dem Stuhl Petri, Johannes XXIII., war ein Segen für die Kirche, ein Segen für die Menschheit. Das deutsche Wort Segen geht zurück auf das lateinische Wort »signum«, das am besten übersetzt wird mit der Wendung: Ein bedeutendes Zeichen. Das Wort »Signal« hat den selben Wortstamm. Wer die Stellung eines Signals – ob es geschlossen oder geöffnet ist – richtig deuten kann, entscheidet damit über Heil und Unheil von Menschen. Der von Gott Gesegnete soll also für seine Mitmenschen ein Zeichen sein, das ihn zum Heil führen kann. »Dazu seid ihr berufen: Segen zu spenden!« – heißt es im ersten Petrusbrief (1 Petr 3,9). Daß dieser Segen nichts Theoretisches ist, sondern fühlbar und spürbar sein darf wie eine liebevolle Umarmung oder ein Gutenachtkuß, das hat wohl niemand schöner und verständlicher ausgedrückt als der selige Papst Johannes XXIII.. Am Abend der Konzilseröffnung wandte er sich auf das Drängen seines Sekretärs mit einer frei gehaltenen Ansprache an die unzähligen Menschen, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, und hielt zum Abschluß des eindrucksvollen Fackelzugs vom Fenster seines Arbeitszimmers aus die berühmte »Mondscheinrede«: »Geliebte Kinder, ich höre eure Stimmen.
Meine Stimme ist nur eine einzige, aber sie nimmt die Stimmen der ganzen
Welt in sich auf. Hier ist in Wirklichkeit die ganze Welt vertreten. Man
könnte meinen, sogar der Mond hätte sich heute Abend besonders beeilt,
um dieses Ereignis mitzuerleben. Seht, wie er dort oben strahlt! Ihm ist
bekannt, daß wir den Abschluß eines großen Tages des Friedens feiern,
ja des Friedens: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden allen
Menschen guten Willens. Wir müssen diesen Wunsch oft wiederholen. Johannes XXIII. war ein lebendiges Beispiel
dafür, daß es meist keiner großen Taten bedarf, für andere ein Segen,
ein Zeichen des Heils zu sein. Es braucht nur ein Herz, das liebt. |
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MP3: Die Mondscheinrede 67k |
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1 Die "Mondscheinrede" wird in den verschiedenen Büchern über Johannes XXIII. meist stark verkürzt und mit unterschiedlicher Abfolge der einzelnen Gedanken wiedergegeben. Die hier vorgestellte Fassung folgt im Wesentlichen der Übersetzung aus "Guiseppe Albergino: Johannes XXIII. - Leben und Wirken des Konzilspapstes, Mainz 2000", orientiert sich in einigen Passagen aber sprachlich auch an anderen Übersetzungen. |
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