Pfingsten:   
Beflügelt
    

"Red Bull verleiht Flügel..." – sagt zumindest die Werbung, und durch die entsprechenden Zeichentrickfilmchen könnte der Eindruck entstehen, daß man in der Tat abheben und vom Boden sich entfernen könnte.
Genau das können wir als Christen nicht gebrauchen, daß Menschen ihren eigenen Vogel für den Heiligen Geist halten und sich über die anderen erheben.
Wer sich vom Geist Gottes hat beflügeln lassen, kann nur mit beiden Beinen auf dem Boden bleiben. Oder vielleicht ist es sogar genau umgekehrt, daß der Geist Gottes nur die wirklich beflügeln kann, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, die die Welt sehen, wie sie wirklich ist: gut geschaffen, aber durch menschliches Versagen immer wieder der Erlösung bedürftig.
"Erlöse uns von dem Bösen!" beten wir deshalb auch in jenem Gebet, das Christus seine Jünger gelehrt hat: Löse das, was uns hindert, unsere Hände zum Guten auszustrecken. Beflügle unsere Worte und Taten!
Der Heilige Geist verleiht keine Flügel; fliegen können wir nicht aus eigener Kraft. Aber er beflügelt uns mit seiner Kraft, fächert uns frischen Wind zu, da wo wir im Dunst des Gewohnten oder der Bequemlichkeit zu ersticken drohen. Nur, wer dann immer noch meint, der "Ballermann" und die Lebenshaltung, die dahinter steckt, sei der Himmel, der ist vielleicht zu trunken des süßen Weines, als daß noch Platz für wirklichen Geist in ihm ist.

 


(C) 2003 Heribert Ester