Weihnachtsoktav:   
Knut    

Sie wissen vielleicht, daß ich Werbung gern mag, zumindest, wenn sie geistreich und pfiffig gemacht ist. Vorreiter ist seit Jahren die schwedische Firma Ikea. Vielleicht werden wir in den nächsten Tagen den Sport wieder sehen, der mit unterschwelligem Humor karikiert, wie kurzlebig unsere Zeit geworden ist. Ohne Rücksicht auf Verluste werden da zum "Knut-Fest" die Weihnachtsbäume aus den Häusern auf die Straße geworfen. Aus, vorbei, verbraucht. Man braucht eben Platz für neue Möbel: "Wohnen Sie noch, oder leben Sie schon?"
Vor Jahren starteten die süddeutschen Bistümer eine kostenaufwendige Plakatwandaktion zur Neumissionierung. Heute spricht niemand mehr davon. Nett gedacht eben, aber der ganzen Sache fehlte der Pfiff. Wenn man etwas Altes hinter sich lassen und etwas Neues starten will, dann kommt es auf den Pfiff an. Vielleicht ist es gerade deshalb auch gar nicht so ungewöhnlich, wenn so viele Menschen auf der ganzen Welt den Neujahrstag mit Pfiff und Donnerschlag erwarten, daß die Pyrotechnik-Industrie auch in den Ländern der Dritten Welt ein ganzes Jahr davon leben kann.
Und tatsächlich: Ausrümpeln muß man hin und wieder. Ob es gerade der Weihnachtsbaum sein muß, den man nicht mit ins Neue Jahr hinübernimmt, ist eine andere Frage. Die vielen Vorsätze, die in der Silvesternacht gemacht werden, still und unausgesprochen meist, die sind ein gutes Zeichen. Und wenn der eine oder andere Vorsatz – vielleicht mit Hilfe des Kindes aus der Krippe – den Weg ins Neue Jahr findet, um so besser. Dann kann sogar der Christbaum, der abgeschmückt draußen auf der Straße dem Abtransport entgegensieht, ein Zeichen sein, daß wir bei dem Kind in der Krippe nicht stehen bleiben dürfen jenem Jesus nachfolgen müssen, der am Baum des Kreuzes uns das Heil geschenkt hat.


(C) 2003 Heribert Ester