14. Sonntag im Jahreskreis:   
Duckselig und überladen    

Wenn der Teufel Berater hätte, dann würden sie ihm eines raten: Du mußt den Menschen ihr Selbstvertrauen zerstören. Mußt ihnen sagen, daß sie nichts wert sind, nichts können, alles falsch machen, ihre Chancen nicht nutzen. Dann werden sie sich schon ducken und auf den Boden schauen, wo sie nichts mehr sehen als den Staub der Erde und das Angesicht Gottes nicht mehr wahrnehmen.
Ja, der Teufel hat gute Berater. Und bereitwillige Helfer.
Es mag zwar im Freudentaumel der Fußballweltmeisterschaft nicht danach aussehen, aber Menschen, die ein duckseliges Leben führen, gibt es auch unter uns, Menschen, die ihre einzige Chance nur noch darin sehen, sich selbst wieder und wieder zu ducken, um nicht von anderen erniedrigt zu werden. Und wer immer wieder gezwungen ist, sich zu ducken und klein zu machen vor anderen, der wird sich auf Dauer überladen und am Ende unter der Last zusammenbrechen. Die Seele ist zwar sehr biegsam und hält Erniedrigungen lange aus, aber sie nimmt Schaden und manchmal blutet die Wunde der Demütigung und Mißhandlung ein Leben lang.
"Kommt zu mir, die ihr duckselig seid und euch überladen habt, ich will euch aufrichten." – So deute ich schon seit längerem für mich das Wort Jesu, das uns am kommenden Sonntag verkündet wird.
Ja, Gott ist ein Richter, aber er richtet nicht zugrunde, er richtet auf, und schenkt Selbstvertrauen da, wo andere es zerstören. Wer zu ihm kommt, darf erhobenen Hauptes Gott schauen.


(C) 2002 Heribert Ester