Pfingsten:   
Einen Brand haben    

Pfingsten hat mit Feuer zu tun. Das wissen in unseren Breiten wahrscheinlich noch die meisten, und erinnern sich vielleicht an die Pfingstlesung mit diesen schwierigen Wörtern – Phrygien und Pamphylien – und an das Bild der Feuerzungen, in denen der Geist Jesu auf die Jünger herabkam.
Leider geschieht dies heutzutage nicht mehr. Sicher deshalb werden wir, wenn wir davon sprechen, daß wir einen Brand haben, eher an unseren Durst denken als an die Sehnsucht, daß der Geist Gottes unser menschliches Tun und Denken tragen und begleiten möchte.
Durst kennen wir, aber die Sehnsucht nach dem Heiligen ist uns vielfach fremd. Es ist uns zu abstrakt, und "Geist" sowieso. Dann schon lieber geisthaltige Getränke, Spirituosen eben. Diesen Brand zu löschen, gibt es immer wieder Anlässe: wenn es etwas zu feiern gibt, etwas zu begießen gibt, etwas zu begraben gilt, oder etwas zu ertränken ist...
Auf das Brand-Löschen verstehen sich die meisten. Auf Spirituosen vielleicht auch noch. Aber nicht jeder, der sich aufs Trinken versteh ist gleich auch ein geisterfüllter Mensch. Denn diese Art von Brand können wir nicht selber löschen. Diesen Brand, diese Sehnsucht, löscht allein Gott in uns.
Doch – und auch das ist klar – bevor es etwas zu löschen gibt in uns, müssen wir uns erst einmal entflammen lassen. Die Tragik allerdings ist, daß der Brand des Heiligen vielfach schon erstickt wird, bevor er überhaupt entfacht ist. Und das wiederum liegt an uns selbst.


(C) 2002 Heribert Ester