Ostern: |
Gar manch einer mag irritiert sein, als Bild auf
dem Osterpfarrbrief eine Zeichnung der Trümmer des World-Trade-Centers zu
sehen. Aber – es ist nun einmal so – dieses Bild läßt mich nicht mehr
los. Hin und wieder träume ich davon, obwohl ich nicht eines der Opfer
gekannt habe. Möglicherweise drückt sich hier eine Ur-Angst aus, die in
jedem steckt: die Angst vor Momenten, in denen wir das Leben nicht mehr in
den eigenen Händen halten. Es ist mir immer schon ein Anliegen gewesen, deutlich zu machen, daß das Osterfest schon am Gründonnerstag beginnt. Daß der Abendmahlsgottesdienst am Gründonnerstag, die Karfreitagsliturgie und die Osternachfeier der eine "Große Gottesdienst" im Kirchenjahr ist, in dem sich unsere Glaubensfeier und unser Lebensalltag miteinander verweben wie nirgends sonst. Denn unser Leben als Christen ist gezeichnet von der Begeisterung und den überschwänglichen Glaubensversprechen der Jünger im Abendmahlssaal, von der Verlassenheit des Karfreitags und der stillen, unfaßbaren Hoffnung des Ostermorgens. Und eingerahmt ist dieser Große Gottesdienst vom Kreuzzeichen, mit dem wir am Gründonnerstagabend beginnen und dem Segenszeichen, das uns am Ende der Osternacht sendet. Ja, das Kreuz ist die Hand Gottes, die mir zeigt, daß, wenn ich mein Leben aus der Hand geben muß, seine Hand da ist, um mich aufzurichten, wie er es mit Jesus getan hat. Das feiern wir, und diese Erfahrung wünsche ich ihnen bei der Mitfeier unseres Großen Ostergottesdienstes.
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