Taufe des Herrn:   
Wie das Wasser    

Es gibt Dinge, ohne die wir nicht leben können. Wir brauchen die Luft, Wärme, Licht, Nahrung und Wasser. Oasen in der Wüste waren und sind für die Nomaden lebenswichtig. Wasser gibt es zwar genug auf der Welt. Die Oberfläche der Erde besteht sogar zum größten Teil aus Wasser. Doch ist uns das Meerwasser nur indirekt von Nutzen, wenn es verdunstet und als Regen bei uns niederschlägt und die Quellen und das Grundwasser nährt. Vor der Geburt leben wir neun Monate im Fruchtwasser. Alles Leben kommt sozusagen aus dem Wasser, so sagt es uns auch die Evolutionslehre.
All diese Gedanken verdichten sich an jenem Uferstreifen des Jordan, wo Johannes der Täufer die Menschen sammelt, um sie unterzutauchen und das alte Leben von ihnen abzuwaschen als Zeichen der Umkehr.
Jesus selbst nennt die Taufe sogar eine Wiedergeburt: noch einmal steigt der Mensch aus dem Wasser in eine neue Welt. Das wird bei der Taufe, wie wir sie normalerweise spenden, leider nicht deutlich.
Anders als in der Ostkirche, wo die Kinder bei der Taufe im Taufbrunnen untergetaucht und wieder herausgeholt werden, übergießen wir den Täufling nur mit etwas Wasser. Leider, möchte man sagen.
Das ist so, als würde man einem Menschen, der Durst hat, nur ein paar Tropfen Wasser auf die Zunge legen. Aber wer dies als Zeichen versteht, der weiß um das Wunder der Taufe und der Wiedergeburt aus dem Wasser und dem Heiligen Geist. Und wer darüber hinaus aus der Taufe lebt, der weiß um das Geschenk, für andere selbst wie Wasser sein zu dürfen!
     


(C) 2002 Heribert Ester