33. Sonntag im Jahreskreis:   
Leid und Hoffnung    

Am Abend vor der Wiederkehr Pogromnacht gegen die jüdischen Mitbürger in unserem Land vor 63 Jahren, wurde neben der Nieheimer Synagoge ein Gedenkstein enthüllt. Es war ein kalter Abend, der erste Schneeregen in diesem Jahr. Während wir auf den Landesrabbiner warteten, der ein Gebet sprechen sollte, kam die Ahnung in mir auf, welch unsägliches Leid die Menschen durchmachen mußten, die in jenen Tagen auf LKWs und in Viehwagen zu den Vernichtungslagern abtransportiert wurden. Der Landesrabbiner kam am vergangenen Donnerstag nicht, aber wir konnten trotzdem weitermachen. Die Menschen damals auf dem Weg nach Treblinka oder Majdanek, warteten vielleicht auch auf jemanden, der mit ihnen beten würde, ihnen Hoffnung machte, aber für sie gab es kein Weitermachen. In diesen Tagen wird viel über den Krieg in Afghanistan diskutiert. Hätte sich in den 30ger, 40ger Jahren die freie Welt eher entschließen können, gegen den Massenmord in Deutschland vorzugehen, hätten vielleicht zahllose Menschenleben gerettet werden können. Ich weiß nicht, ob es einen gerechten Krieg gibt, aber den acht Helfern von Shelter Now, die seit drei Monaten in afghanischen Gefängnissen gefangen gehalten wurden, hat der Krieg gegen die Taliban die Freiheit verschafft.
Keine Rechtfertigung wahrscheinlich für einen Krieg, aber vielleicht doch ein Zeichen der Hoffnung.
"Nie wieder Krieg!" – so lautete der Appell nach dem 2. Weltkrieg. Ein Wunsch, der nicht in Erfüllung ging. Auch wir Christen können ihn letztlich nicht erfüllen. Aber in unserer je eigenen kleinen Lebenswelt haben wir die Chance, Frieden zu schaffen. Vielleicht kann auch das ein Zeichen der Hoffnung sein für die Welt!

 


(C) 2001 Heribert Ester