21. Sonntag im Jahreskreis:   
Da muß ich durch    

"Da mußt Du durch" – sagen einem oft Freunde, wenn man ihnen sein Leid klagt. Oft sind es Dinge, wie die beschriebenen: eine längst überfällige Entschuldigung, eine ungeliebte Arbeit, ein schon so oft verschobener Besuch.
Oft sind es aber auch Schicksalsschläge, die sich nicht beeinflussen lassen. Da sieht von heute auf morgen – ja mehr noch – von einem Moment auf den anderen das Leben mit einem Mal anders aus. Es ist in der Tat, wie wenn man durch eine Tür geht. Man läßt etwas hinter sich und steht plötzlich in einem neuen, unbekannten Raum.
Das Durchgehen ist es eigentlich nicht, was Sorge macht. Manchmal fällt man durch solch eine Tür, wird hindurchgeschoben gegen den eigenen Willen, oder man war so in Gedanken, daß man sich der Tatsache erst im Nachhinein klar wird.
Der neue Raum, die neue Situation, das, was jetzt kommt und geschieht oder von mir gefordert und erwartet wird, das ist es, was oft Angst macht.
Türen gibt es genug in unserem Leben, das ist keine Frage, aber Türen, die zum Leben führen sind rar. Durch diese Tür zu gelangen und sie entschieden zu durchschreiten, rät Jesus. Wie traurig wäre es, wenn wir sie gefunden aber nicht durchschritten hätten, wenn wir sie durchschritten hätten, aber nicht bewußt.
Die Tür zum Leben ist keine Tür, durch die wir müssen, aber wenn sie erst einmal verschlossen ist, dann werden wir sie missen. Da bin ich sicher.


(C) 2001 Heribert Ester