19.
Sonntag im Jahreskreis: |
Knapp fünfhundert Jahre lang war die Pfarrei
Nieheim eine Klosterpfarrei der Abtei Marienmünster. Der eigentliche
Pfarrer, der Abt, ließ sich vor Ort jeweils durch einen seiner Patres
vertreten. Aus dieser Tradition stammt das Chorgestühl in der Nieheimer
Pfarrkirche, in dem die Mönche zeitweise sicher auch das Stundengebet
abgehalten und gefeiert haben. Stundengebet – das ist ein seltsames Wort. Dieses Gebet dauerte nicht Stunden, aber es unterteilte die Stunden des Tages durch Stunden des Gebetes. "Ora et labora – Bete und arbeite" lautete die Grundregel des Benediktinerordens. Für die meisten von uns wird diese Lebenshaltung nicht nachvollziehbar sein. Der Mensch scheint auf diese Weise ganz seiner eigenen Interessen beraubt zu sein. Wo bleiben Freizeit und die Dinge, die uns Spaß machen? Allerdings: wer so fragt, vergißt, daß in früheren Zeiten und auch heute noch bei einigen Menschen das Gebet Ausdruck ihres eigenen Wesens, ihrer eigenen Persönlichkeit ist. Und nicht selten strahlen gerade Mönche eine Ruhe und Zufriedenheit aus, die manchen von uns neidisch werden läßt. Wachsam zu sein, satt dem Lärm und den tausendfachen Verlockungen des Alltags hinterher zu jagen, muß nicht weltfremd sein. Noch immer wird in unserer Pfarrkirche das Stundengebet gebetet. Das wußten Sie nicht? Montags und samstags trifft sich eine kleine Schar von Gläubigen zu den Laudes, zum Lobgebet Gottes. Wachsam, wie einst die Mönche, die über unsere Gemeinde wachten.
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