4. Ostersonntag:   
Handspiel    

Wenn die Trillerpfeife des Sportlehrers pfiff, kurz nachdem mir beim Fußballspiel der Ball zugespielt wurde – meist war es sicherlich eher ein Versehen –, dann war meistens klar, was das bedeutete: Ich war irgendwie wieder mal ungeschickt mit der Hand an den Ball gekommen. Damals war mir das immer peinlich, heute kann ich darüber schmunzeln, auch weil ich heute weiß, daß ich mit viel mehr Freude an diesen Sport gegangen wäre, wenn man ihn mir erst mal vernünftig beigebracht hätte. Aber man ging einfach davon aus, daß Jungen in dem Alter Fußball spielen können müssen, ganz gleich, ob sie es von zu Hause aus durften oder nicht.
Mit dem Glauben ist es ganz ähnlich: Als Pastor bin ich einmal in der Woche in der Grundschule und habe in der Seelsorgestunde Kinder vor mir, die vor Jahren einmal getauft wurden und deshalb nun in der Klasse vor mir sitzen.
Aber ich habe mich immer davor gehütet, einfach davon auszugehen, daß jedes dieser Kinder nun auch das Spiel des Glaubens tatsächlich auch gelernt hat, zumal man dieses "Spiel" ein Leben lang lernt. Ich möchte vielmehr, daß die Kinder Spaß an dieser Stunde haben. Denn darum geht es beim Glauben: Daß unser Leben glückt, daß die Freude, von der wir am Osterfest sprechen, in unserem Leben handgreiflich wird, mit Händen zu greifen, am eigenen Leib zu spüren ist. Gott reicht uns die Hand, und wir dürfen sie ihm reichen, mit einem Lachen im Gesicht.
Zu erfahren: der Glaube macht Freude, ist mehr wert, als tausend Gebote aufsagen zu können. Beim Glauben ist Handspiel erlaubt, ja Glauben ist "Handspiel".


(C) 2001 Heribert Ester