2. Fastensonntag:   
Lichter im Tal    

Berggipfel haben etwas Faszinierendes an sich. Da ist zum einen die Aussicht, die reizt, und zum anderen das Gefühl, den Gipfel zu bezwingen und damit die eigene Angst. "Der Berg ruft" – ist der Titel eines bekannten Filmes von Louis Trenker.
Jesus steigt mit drei seiner Jünger auf den Berg Tabor. Sie werden dort mehr sehen als die Aussicht auf die Landschaft rings um her. Sie werden einen Blick tun dürfen auf die Aussichten, die Jesus hat, wenn er konsequent den Weg geht, den Gott ihm zeigt. Es wird der Weg zum Gipfel des Kreuzes sein.
Drei Hütten wollen die Jünger bauen, so beeindruckt sind sie von dem, was sie dort sehen. Sie wollen den Moment festhalten.
Das ist nicht neu, nicht überraschend. Jeder von uns möchte Momente des Glücks festhalten, und so greifen wir zu Fotoapparat oder Videokamera, um sie wenigstens in optischer Form festzuhalten und später davon zu zehren.
Die Jünger aber müssen sehr abrupt erfahren, daß sie diesen Moment des Lichts und des Glücks nicht festhalten können; sie werden später sagen können, daß das, was sie dort gesehen haben, gerade für die Zeiten der Ängste und Dunkelheiten bestimmt war, die damals noch vor ihnen lagen.
Menschen, denen die Welt über dem Kopf zusammenbricht, die in den Tälern des Lebens wohnen, das Licht von den Gipfeln unseres Glücks zu bringen, das ist unsere größte Herausforderung als Christen.



(C) 2001 Heribert Ester