6. Sonntag
im Jahreskreis: |
Es ist schon interessant und zugleich seltsam,
daß wir Dinge oft nach den nebensächlichsten oder rein äußerlichen
Eigenschaften benennen. Die Höchstform unserer Gottesdienste, die Eucharistiefeier zum Beispiel, wird im Volksmund Heilige Messe genannt, weil die letzte Worte der lateinischen Liturgie lauteten: "Ite, missa est! – Gehet, ihr seid entlassen!" Unsere Motorfahrzeuge nennen wir Autos nach dem griechischen Wort für "selbst", wogegen wir die Tatsache, daß es uns "mobil" macht, nicht mehr erwähnen. Ein CD-Spieler oder früher der Plattenspieler haben diese Bezeichnung bekommen, obwohl es ja eigentlich weniger um die Schallplatten oder CD’s geht sondern um die Musik, die sie uns spielen. Und die Bergpredigt, der die Evangelien der nächsten beiden Sonntage entnommen sind, hat ihren Namen von dem Ort, wo Jesus sie gehalten hat; der Ort hat sich eingeprägt, und viele Christen wüßten, daß es diese Predigt Jesu gibt, könnten aber kaum etwas von ihrem Inhalt sagen. Der Berg ist im Grunde unbedeutend. Aber daß Jesus hier seinen Jüngern soetwas gibt wie das Grundgesetz für ein Leben in seiner Nachfolge, daß er eine Heils-Absichts-Erklärung Gottes verkündet, dafür ist uns kein Ausdruck eingefallen. Vielleicht können uns die kommenden Sonntage herausfordern, wieder einmal genau hinzuhören und nachzudenken: Wie würde ich – heute – diese Predigt Jesu prägnant und unvergeßlich umschreiben.
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