4. Fastensonntag:   
Wie das geht...   

Sie kennen sicher die Anekdoten über Gebrauchsanweisungen für Haushalts- oder Elektrogeräte, die irgendwo im fernen Osten produziert wurden. Da wird dann oft die Anleitung aus dem Chinesischen ins Englische, vom Englischen vielleicht ins Französische und vom Französischen dann ins Deutsche übersetzt. Und das Ganze liest sich folglich etwa so: "Nehmen Bolzen aus Bolzenumhuelle und fuehren hin in Aufnahmeverrichtung, wo seitlich anbringen..."
Dabei sind gute Gebrauchsanleitungen heute bei den vielen technischen Geräten notwendiger denn je. Ohne vernünftige Anleitung steht man oft hilflos vor den Geräten oder kann zumindest nicht alle Funktionen vernünftig nutzen.
Manchmal denkt man, eine vernünftige Anleitung zum Glauben wäre auch nicht schlecht. Aber wie sollte sie aussehen? Und selbst Eltern, die sich um eine gute Weitergabe des Glaubens bemüht haben, haben oft doch nur das Gefühl, daß alles, was sie versucht haben an Glaubenserklärungen weiterzugeben, bei ihren Kindern kaum anders angekommen sein muß, als jener Satz: "Nehmen Bolzen aus..." Ich als Pastor bin da ja auch nicht viel erfolgreicher.
Es mag ernüchternd klingen, aber ich glaube, den Glauben kann man nicht weitergeben, nicht erklären und anleiten. Höchstens die Erfahrung kann ich vermitteln, daß man an mir sieht, ob ich glaube oder nicht.
Glauben heißt eben nicht "wissen", auch nicht "nicht wissen", sondern "für wahr halten". Ich halte für wahr, was Du mir sagst, ich glaube Dir. Daß sie merken, wie Menschen Ihnen glauben, wie andere Sie für wahr halten, solche Erfahrungen wünsche ich Ihnen immer wieder.



(C) 2000 Heribert Ester