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Dürfen Frauen Priester(in)
werden?
Aus der Sicht einer
Kirchenrechtlerin
Die Regensburger Kirchenrechtlerin dar kommt zu dem Ergebnis: Aus
kirchenrechtlicher Sicht erscheint eine Zulassung von Frauen zum
sakramentalen Weiheamt als durchaus möglich. Ausführlich
stellt Sabine Demel die Anfänge bei den Jüngerinnen Jesu dar
und bringt das jesuanische Erbe auf den Punkt.
Erstaunlicherweise fehlt hier ein Abschnitt zu den Frauen in den
frühen Gemeinden und in der Mission. In der Folge skizziert sie
die wechselvolle Geschichte von (katholischer) Kirche
und Frauenbewegung - bis zur Festschreibung der
Gleichberechtigung im kirchlichen Gesetzbuch von 1983 und der
mangelnden Identifikation eines hohen Prozentsatzes von Frauen mit
"ihrer" Kirche. Ein eigenes
Kapitel ist den Seelsorgerinnen gewidmet, die im Sinne des
Kirchenrechts durchaus Amtsträgerinnen - wenngleich nicht
Inhaberinnen des Weiheamtes sind. Sehr hilfreich sind die in diesem
und auch im späteren Kontext vorgenommenen kirchenrechtlichen Differenzierungen des
Amtsbegriffes. Das vom Inhalt wie vom Umfang hei zentrale
Kapitel beleuchtet das Problem der Frauenordination, also des Priestertums
der Frau, im Spiegel von Kirchenecht, Lehramt und Theologie. Nach Begriffs-
und Vorklärungen befaßt sich die Autorin zuerst mit dem Thema
"Frauendiakonat". Im Anschluß an die wichtigsten historischen
Schlaglichter benennt sie die rechtlichen Schlußfolgerungen und verweist
auf die kirchenrechtlich ungeklärten Fragen: Der Frauendiakonat sei
darum "nicht nur rechtlich und theologisch unbedenklich, sondern ein
drängendes Gebot der Stunde". Detailliert setzt sie sich dann
mit den verschiedenen Argumenten gegen die Priesterweihe von Frauen
auseinander und folgert daraus, daß das entscheidende päpstliche
Lehrschreiben "Ordinatio sacerdotalis" nicht den
Kriterien einer unfehlbaren Lehrverkündigung entspreche. Von daher
sieht sie den entscheidenden Kanon des Kirchenrechts "in mehrfacher
Hinsicht offen für mögliche Reformen und Anpassungen an die Erfordernisse
der Zeit". Was kirchenrechtlich möglich ist, ist
theologisch-dogmatisch freilich höchst umstritten. Hier wäre
aus Gründen der Redlichkeit der Verweis auf die bestehenden
dogmatischen Probleme angebracht gewesen. Mit Akribie und eher
für Fachleute von Interesse untersucht Sabine Demel die sogenannte
"Priesterinnenweihe" von 2002 und die Antwort der
Glaubenskongregation. Gibt es einerseits keinen Zweifel an der
Ungültigkeit der Weihe, rügt Demel gleichermaßen die
kirchenrechtlichen Mängel in den vatikanischen Dekreten. Das
Buch klingt aus mit einem anregenden Nachwort im Blick auf Katharina
von Alexandrien, die Schutzheilige der Theologie und erwählte
Patronin der Autorin. Fotos, Kunstbilder und vor allem Karikaturen
lockern den Text auf. Das Buch füllt hier eine wichtige Lücke.
Auf die Diskussion, darf man gespannt sein.
Sabine Pemsel-Maier
Sabine Demel - "Frauen und kirchliches Amt"
Vom Ende eines Tabus in der katholischen Kirche
Verlag Herder, Freiburg 2004, 152 S., 12,90 €
Christ in der Gegenwart,
41/2004, S. 336
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