Bischof Fritz Lobinger und ich schlagen daher seit geraumer Zeit vor,
zu erwägen, ob nicht neben den ehelosen "Pauluspriestern",
welche vorrangig missionarisch-gemeindegründerisch tätig sind, aus den
Gemeinden heraus Presbyterien von "Korinthpriestern" kommen
sollten.
Pauluspriester wären dann jene, die zunächst eine innere Berufung spüren
und dann in eine Gemeinde geschickt werden. Korinthpriester hingegen wären
gemeindeerfahrene Personen, welche die Gemeinde erwählt und die dann prüfen,
ob sie auch zum Amt Berufene sind. Eine solche Splittung des
priesterlichen Amtes, die im übrigen sich ostkirchlichen Verhältnissen
annähert, wäre zudem eine überraschende Antwort auf die von vielen aus
liberalen Gründen vorgetragene Forderung, den Zölibat freizustellen. Es
gäbe dann - jetzt aber aus pastoralen Erwägungen - tatsächlich eine
Wahl: zunächst zwischen den beiden Formen des priesterlichen Amtes,
dadurch aber indirekt auch über die Lebensform. Es wäre ein Ausweg.
Paul M. Zulehner:
Priesterliche Identität im Wechsel der Zeit
Vielfalt der Priestertypen und ihre Gefährdungen
in: Anzeiger für die Seelsorge 5/2003, S, 15