"Christ
in der Gegenwart"
Kommt vielleicht doch ein Diakonat der Frau?
Papst Benedikt XVI. hat am
theologischen Profil des Diakonenamts kirchenrechtliche Änderungen
vorgenommen. Ein sogenanntes Motu proprio, also ein aus eigenem Antrieb verfasstes
lehramtliches Dokument - "Omnium in mentem" ("Alles im Geist") - stellt
fest, dass nur Bischöfe und Priester "als Vertreter Christi, des Hauptes", handeln können, nicht aber
Diakone. Bislang wurden die "Dienste des Lehrens, des Heiligens und des Leitens in der Person Christi" allen drei
Weihestufe zugesprochen, und damit wurde theologisch an dem einen Ordo - dem einen
Weihestand - festgehalten, wenn auch ausdifferenziert in ein dreifaches Amt.
Das Amt des Diakons ist jedoch nach Sicht des Papstes nur noch als Dienstamt für das
"Volk Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Caritas" zu
verstehen. So hatte es 1998 bereits Papst Johannes Paul II. verfügt und eine
Anpassung des Kirchenrechts verlangt, was seinerzeit jedoch kaum Aufmerksamkeit
erregt hatte.
Die Entscheidung bedeutet eine Verschiebung im sakramentalen und damit grundlegenden Amtsverständnis der katholischen Kirche. Während bisher Bischöfe, Priester und Diakone, wenn auch hierarchisch gestuft, mit der sakramentalen
Weihe die eine Aufgabe des Lehrens, Heiligens und Leitens übertragen
bekamen, wird nun der Diakon bei der Weihe zwar sakramental mit der Gnade Christi
gestärkt, ist aber nicht mehr - wie Bischöfe und Priester - sakramental Handelnder in
der Vergegenwärtigung der Person Jesu M Christi, des Hauptes. Das bedeutet faktisch
eine Herabstufung des Diakonats, der mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil als
eigenständiges Amt wiederhergestellt worden war - und nicht mehr nur wie zuvor als Durchgangsstufe zum Priestertum galt.
Welche Folgen die neue Regelung hat, ist bisher noch nicht abzuschätzen. Denn
die gesamte Amtstheologie, die ohnehin an vielen Stellen
"wackelt", bekommt weitere Probleme. So gibt es zum Beispiel im
Zusammenhang zwischen Weihegewalt und Jurisdiktionsgewalt manche
Ungereimtheiten, ja Widersprüche. Müsste die Diakonenweihe dann nicht als eigenes -
achtes - Sakrament aus der Priesterweihe herausgenommen und neu den
Sakramenten hinzugefügt werden?
Die Veränderung wird im Vatikan beschwichtigend als bloße Formalie
ausgegeben, um das Amtsverständnis mit den Vorstellungen übereinzubringen, die im
Weltkatechismus formuliert sind. Die Herabstufung des Diakonenamts könnte
allerdings eine Tür für einen künftigen Diakonat der Frau öffnen. Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg sagte gegenüber
"Ra- dio Vatikan": "Über das Diakonat der Frau darf natürlich nachgedacht werden ... Es hat
Diakoninnen in der frühen Kirche gegeben. Das ist nicht zu bestreiten. Diese hatten ganz bestimmte Aufgaben, und
wenn man Frauen, die heute diese Aufgaben haben, wieder Diakoninnen nennen
will, dann ist das eine Sache." Bisher wurde als Einwand gegen den Diakonat der Frau ja die Einheit der Weihe in den drei Ämtern des Bischofs, Priesters und Diakons vorgebracht. Für die Repräsentation der männlichen Person Christi sei aber ein
Mann unbedingt erforderlich. Wenn ein Diakon nun aber nicht mehr Christus als
Haupt repräsentiert, fällt dieses Hauptargument gegen Diakoninnen weg.
CIG Nr. 2/2010.27
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