Als wenn alles sich
sträubte ...
Der Rauch wollte nicht weiß werden,
und der Himmel weinte.
Benedikt XVI: Ein neuer Papst
mit alten Gedanken ?
Als am 8. April
2005 bei der Predigt Josef Kardinal
Ratzingers zum Requiem für Papst Johannes Paul II. der Himmel aufklarte und der Schein der Sonne kurz auf den Sarg des
toten Pontifex fiel, wurde das als Zeichen des Himmels für die
Gottgefälligkeit dieses päpstlichen Lebens gedeutet. Selbst in der auf
dem Sarg vom Wind zugeschlagenen Bibel wurde ein göttliches Zeichen
gesehen.
Wie dann aber muß man die Kräfte der Natur deuten, wenn am 19. April
2005 bei der Wahl Kardinal Ratzingers zum neuen Papst partout kein weißer
Rauch entstehen wollte, dafür sich die Sixtinische Kapelle mit Rauch
erfüllte, und der Himmel weinte, als der Papst sich erstmals den
Gläubigen zeigte?
Für alle, die sich einen Papst erhofft hatten, der sich des Reformstaus
annehmen würde, der sich in den vergangenen Jahren gebildet hatte, bleibt
diese Wahl zunächst einmal eine große Enttäuschung. Hatte er doch schon
bei seiner Wahlrede zum Auftakt des Konklaves sein Wahlprogramm
vorgestellt. Jedem - auch den Kardinälen - mußte klar sein, daß ein
neues "aggiornamento" unter einem Papst Ratzinger ein Fremdwort
aus längst vergangenen Zeiten sein würde.
Enttäuschend waren dann auch die ersten Worte des neuen Papstes auf der
Loggia des Petersdoms. Da sprach Benedikt XVI. zu den Menschen auf dem
Petersplatz und - via Fernsehen - überall auf der Erde, aber er sprach
sie nicht an. Er sprach über sich, mit bescheidenen Worten, die - leider
- allzu einstudiert wirkten. Er hatte uns wohl nichts zu sagen.
Nicht viel anders wirkte seine erste Predigt am Tag nach der Wahl. Er
sprach Latein, und man fragt sich, wie viele der versammelten Kardinäle
ihn wohl verstanden haben. Vielleicht die 50 Opus-Dei-Männer. Daß die
Menschen auf dem Petersplatz ihn verstehen könnten, war wohl erst recht
nicht seine Absicht. Es ging ja auch um das innerklerikale Programm des
neuen Benedikt.
Wer hat ihn wohl gewählt, und wer
nicht? Die deutschen Kardinäle traten am Abend zu einer Pressekonferenz
gemeinsam vor die Kameras. Aber es war nur peinlich, wie sie - Kardinal
Meißner vorweg - nach dem gemeinsamen Abendessen von den ersten
Begegnungen nach der Wahl berichteten, unreifen Schuljungen gleich, die
von einer Klassenfahrt erzählen: "Es gab Eis und ein Glas Sekt, und
es war eine Bombenstimmung." (Meißner)
Panem et circenses - mit einem solchen Programm brachten schon die alten
Cäsaren das einfache Volk auf ihre Seite.
Wenn in der Kirche eine Bombenstimmung herrscht, ist es eben nicht so
schlimm, daß in den Gemeinden keine Eucharistie mehr gefeiert werden
kann. Es gibt ja Eis und Sekt.
Hoffentlich geht diese Bombe nicht wirklich einmal los.
Manchmal hört man, es hätte ein jüngerer Papst sein müssen. Das Alter
ist schon in Ordnung. Aber vielleicht sollte man jüngere Menschen den
Papst wählen lassen.
Und der Heilige Geist? Wo war der? - fragte mich jemand kurz nach der Wahl
am Telefon.
Vielleicht war er ja da, stand vor der Tür und klopfte an und wurde nicht
hereingelassen. Es soll ja so etwas geben
wie Schuld, auch in der Kirche.
Vielleicht aber auch hat der Heilige Geist gerade auch mit diesem Benedikt XVI. noch etwas Großes
vor, das uns wie ein mächtiges Wehen überraschen wird.
Die Hoffnung - so sagt man - stirbt immer zuletzt.
von Heribert Ester
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