Sensation bei
Papst-Beerdigung
Kommunion für
Frère Roger
Johannes Paul II. hat das gemeinsame Abendmahl von
Katholiken und Protestanten abgelehnt. Ausgerechnet bei seiner
Beerdigung gab Kardinal Ratzinger die Kommunion einem
bekannten evangelischen Geistlichen.
Während der Totenmesse für Papst
Johannes Paul II. haben kirchliche Würdenträger aus aller
Welt aus den Händen des deutschen Kurienkardinals Joseph
Ratzinger die Kommunion empfangen. Unter ihnen war auch
der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé in
Frankreich, Frère Roger. Ihm gab Ratzinger als einer
der ersten Trauergäste die Oblate, die für Katholiken den
Leib Christi repräsentiert.
Roger Schutz –
so heißt er mit bürgerlichem Namen - ist Protestant. Der
Sohn eines reformierten Pfarrers aus der Schweiz ließ sich
1940 im kleinen Dorf Taizé in Burgund nieder. Dort wollte er
das christliche Ideal der Versöhnung leben und öffnete sein
Haus allen, die sich ihm anschließen wollten. Heute gehören
der Gemeinschaft rund 100 Brüder aus 25 Nationen an.
Dass Ratzinger bei
dieser in alle Welt übertragenen und von Hunderttausenden auf
dem Petersplatz in Rom miterlebten Trauerfeier dem
Protestanten Roger das katholische Abendmahl gab, war aus
Sicht des katholischen Theologen Rainer Kampling aus
Berlin eine kleine Sensation. «Das hat mich sehr erstaunt»,
sagte er der Netzeitung und bezeichnete die Geste Ratzingers
als «großes erstaunliches ökumenisches Ereignis».
Zunächst habe er
es «gar nicht glauben können, dass er es ist», sagte
Kampling, der die Zeremonie im Fernsehen verfolgte. «Das war
ein beeindruckendes Zeichen der Ökumene.» Seit jeher,
besonders auch jüngst während des ökumenischen Kirchentags
in Berlin, ist das gemeinsame Abendmahl von Katholiken und
Protestanten ein Streitthema. Papst Johannes Paul der II.
sprach sich stets dagegen aus.
in netzeitung.de
09.04.2005
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