|
|
Aggiornamento:
Verheutigung und Vertäglichung
Mit dem Begriff "Aggiornamento" (sprich:
adschjornamento) umschrieb der selige Papst Johannes XXIII. die Aufgabe des von ihm
einberufenen 2. Vatikanischen Konzils.
In der deutschen Sprache gibt es
eigentlich kein entsprechendes Wort. Vielleicht läßt es sich am Besten mit
den Wortschöpfungen "Verheutigung" und "Vertäglichung" wiedergeben: Verheutigung der Kirche und Vertäglichung
des Glaubens.
Es war das
Anliegen Johannes' XXIII.,
das Geheimnis der Kirche in unserer Zeit wieder als Segen lebendig (Verheutigung)
und so
für die Menschen heute in ihrem alltäglichen Leben wieder greifbar werden zu lassen
(Vertäglichung).
Alle berufen sich auf das Zweite
Vatikanische Konzil. Auch Männer wie der umstrittene einstige Bischof von St.
Pölten, Dr. Kurt Krenn ,
um nur ein Beispiel zu nennen.
Aber von dem damaligen Aufbruch ist bei vielen, die
sich auf das Konzil berufen nicht
viel zu spüren. Die Fenster und Türen, die Papst Johannes XXIII.
buchstäblich geöffnet hat, sind längst schon wieder zugestoßen, weil
es sich im frischen Wind eben nicht bequem ausruhen läßt.
Viele aber möchten eben eine bequeme Kirche
Der Dortmunder Pfarrer Alois Böger, in den 70ger Jahren als
Ruheständler in Bad Driburg, sagte dort in einer
Predigt: "Welch ein großer Segen war doch das Konzil."
Schöner kann man es nicht ausdrücken.
Das Konzil war wirklich ein Segen. Damals hatten alle in der Kirche großes Zutrauen in die Wirkkraft des
Heiligen Geistes, der die Bischöfe bei ihren Entscheidungen führte.
Heute spürt man eher eine
nebulose Angst um die Wahrheit. Aus Angst gibt man sich stark anstatt
durch Gottes Geist gestärkt zu wirken.
Angst aber ist kein Name Gottes.
Papst und viele Bischöfe meinen, die Kirche stärken oder vor der
"bösen Welt" beschützen zu müssen, die Aufgabe aber, die dem
Petrus übertragen wurde, lautete: Stärke deine Brüder, Menschen also.
Schon bei seiner Rede zur Eröffnung des Konzils am 11. Oktober 1962 sagte
Papst Johannes:
"In
der täglichen Ausübung Unseres apostolischen Hirtenamtes geschieht es oft,
daß bisweilen Stimmen solcher Personen unser Ohr betrüben, die zwar von
religiösem Eifer brennen, aber nicht genügend Sinn für die rechte
Beurteilung der Dinge noch ein kluges Urteil walten lassen. Sie meinen nämlich,
in den heutigen Verhältnissen der menschlichen Gesellschaft nur Untergang
und Unheil zu erkennen. Sie reden unablässig davon, daß unsere Zeit im
Vergleich zur Vergangenheit dauernd zum Schlechteren abgeglitten sei. Sie
benehmen sich so, als hätten sie nichts aus der Geschichte gelernt, die
eine Lehrmeisterin des Lebens ist, und als sei in den Zeiten früherer
Konzilien, was die christliche Lehre, die Sitten und die Freiheit der Kirche
betrifft, alles sauber und recht, zugegangen.
Wir aber sind völlig anderer Meinung als diese Unglückspropheten, die
immer das Unheil voraussagen, als ob die Welt vor dem Untergange stünde.
In der gegenwärtigen
Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine
neue Ordnung einzutreten scheint, muß man viel eher einen verborgenen Plan
der göttlichen Vorsehung anerkennen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der
Zeiten, durch die Werke der Menschen und meist über ihre Erwartungen hinaus
sein eigenes Ziel, und alles, auch die entgegengesetzten menschlichen
Interessen, lenkt er weise zum Heil der Kirche."
Auch
die entgegengesetzten menschlichen Interessen, lenkt er weise zum Heil der
Kirche!
Wie
wenig vermittelt die Kirche genau diese Erfahrung. Eher
machen vielen Menschen mit der Kirche solche Erfahrungen, die sich dann in
Initiativen wie "Kirche von unten" oder "Wir sind
Kirche" ein Forum suchen.
Die Berechtigung dieser Gruppen soll hier nicht diskutiert werden, zumal, wenn
sie selbst in Gefahr sind, sich zu institutionalisieren und ihre Sichtweisen
zu "dogmatisieren".
Diese Internetseite will deshalb auch keine neue Initiative ausrufen sondern
ein Forum sein für alle, die nach Ideen suchen, Bibel und Tradition zu
"verheutigen" und zu "vertäglichen", weil sie spüren
und leben wollen, daß die gesamte Kirche ihre Existenz jener Geistsendung
am 50. Tag nach dem Osterfest verdankt, als die Jünger aus Angst die Türen
verschlossen hatten.
Schon damals - am Geburtstag der Kirche - wurde deutlich, das Angst keine
Tugend der Kirche sein kann.
Wenn es heißt, die Märtyrer seien der Same, aus dem die Kirche gewachsen
sei, dann stimmt dieser Satz gerade, weil es in der Zeit der
Christenverfolgung eben diese unzähligen Christen und Christinnen gegeben
hat, die ihre Angst überwunden und geglaubt haben, daß Christus das Schiff
der Kirche und die Jünger und Jüngerinnen an Bord nicht untergehen läßt.
Eine Kirche, die sich be-geistert weiß, kann dann auch ohne Angst hier und
da und immer wieder auch neue Wege gehen, ohne gleich dem Untergang
preisgegeben zu sein.
Das 2. Vatikanische Konzil nennt die Kirche eine "ecclesia semper
reformanda", eine Kirche, deren Wesen es ist, sich ständig zu
reformieren.
Das darf aber nicht so verstanden werden, als würde sich die Kirche allein
schon durch ihre Existenz reformieren. Reform ist kein passives Geschehen.
"Reformieren" heißt auch nicht: Neues um des Neuen willen,
sondern: Neues um der Lebendigkeit willen, wenn das Alte nicht mehr dem
Leben dient, sondern nur noch Selbstzweck ist. Und solche Selbstzwecke gibt
es noch genug in der Kirche
In dieser Situation will diese Internetseite ein Ideen-Pool sein, in dem
Anfragen, positive Gedanken, praktische Tips und auch Kritik - nicht an
der Kirche, sondern in der Kirche -
zusammenfließen können.
Beiträge von Besuchern dieser Seite - Vorschläge, Link-Hinweise und dergleichen
- sind
erwünscht und können per eMail
eingereicht werden.
|
|
|
|
|